Galerie Schöneweide
Wir schreiben über alles, was wir in Schöneweide lieben. Über das kreative Leben, das sich überall Bahn bricht, über Randberliner Alltag und Tradition, über Zauber und Schönheit, die Coolness und Schrulligkeit – denn darüber liest man viel zu wenig.
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Galerie Schöneweide

Eine neue Galerie eröffnet am 19.01.18 auf der Wilhelminenhofstraße. In der ersten Ausstellung sind Fotos von Georg Krause aus den 80er Jahren zu sehen; Schöneweider Arbeiterportraits voller Eindringlichkeit

 

Michael ist mein Nachbar. Lange kannte ich ihn und seine Frau nur als die freundlich angenehmen Menschen, die ich ab und an im Treppenhaus treffe. Sie ist Gitarrenlehrerin in Schöneweide, er ist Arzt, den es beruflich nach Mecklenburg-Vorpommern verschlagen hat und der daher meist nur am Wochenende hier ist. Ein Gruß, ein Smalltalk, mal im Urlaub die Blumen gießen, mal sich gemeinsam über den Wasserschaden aufregen. Bis ich irgendwann feststellte, dass Michael und seine Frau ganz passionierte Kulturmenschen sind. Wenn sie beide mal in Berlin sind, dann ist keine Ausstellung, kein Konzert vor ihnen sicher. Besonders an der lebendigen Kunstszene in Schöneweide sind sie ganz nah dran. Nicht nur als Besucher, sondern auch als Kunstschaffende. Denn Michael fotografiert schon lange und leidenschaftlich – und demnächst wird er hier sogar Gallerist.

Aufgewachsen ist Michael Fritsch in Johannisthal, hat in Berlin Medizin studiert und ist Anfang der 90er nach Schöneweide gezogen. Damals war ihr Sohn gerade frisch geboren und der Kiez – nunja. „Als wir unsere erste Wohnung in Niederschöneweide bezogen, musste ich meiner Frau unter Tränen versprechen, dass wir bei der ersten Gelegenheit sofort wieder wegziehen“, sagt Michael und schmunzelt. Sie sind geblieben obwohl es beruflich oft woandershin ging. Weil Heimat eben Heimat ist. Weil man einen alten Baum nicht verpflanzt. Weil gerade jetzt die Krativszene hier so spannend ist und Michael ganz nahe dran und dabei sein will.

Die Fotografie begleitet ihn schon sein Leben lang und Zweifel, ob die Medizin wirklich das Richtige sei, kamen ihm durchaus. „Besonders als Freunde von mir damals als Fotografen erfolgreich wurden und spannende Leben begannen: Lange ausschlafen, interessante Meschen treffen, Reisen. Während ich mich im Morgengrauen in Bibliothek und Hörsaal schleppte.“ Aber auch Medizin sei schließlich seine Leidenschaft, sagt er, und die Fotografie hat er immer beibehalten. Landschaften, Menschen, Stilleben, Abstraktes, erst analog jetzt digital, und immer wieder Schöneweide. Seine Wohnung beherbergt ein riesiges Fotoarchiv. Besonders berührend finde ich, dass er seine Frau schon ihr ganzes gemeinsames Leben lang portraitiert, so viel Liebe über eine so lange Zeit. Ich hoffe, er wird die Fotos irgendwann ausstellen. Bisher war Michael im Schöneweider Fotokalender der FotografInnengruppe „Blende 7“ vertreten. (Den gibt es z.B. in der Peak Buchhandlung). Seine Fotos in unserem heutigen Beitrag sind zwischen 2005 und 2015 entstanden.

In der lokalen Szene lernte er vor ein paar Jahren den Fotografen Georg Krause  kennen. Georg ist Jahrgang 1956 und arbeitete 2014 für ein Ausstellungsprojekt namens „Von Schöneweider Wänden“, kuratiert von Angi Fischer. Dabei fotografierte er Kunst, die bei SchöneweiderInnen zuhause hängt, und sammelte die Geschichten dazu. Bei Leo war er damals übrigens auch zuhause  – so schließt sich wieder ein Kreis. Was Menschen mit der Kunst verbindet, die sie in ihrem Alltag um sich haben wollen, das war sein Thema. So war er auch bei Michael und fotografierte – natürlich – ein Kunstwerk von Michael. Die Chemie stimmte und Michael stellte fest, dass ihn schon Georgs Fotos aus Vorwendezeiten fasziniert hatten: Portraits von Schöneweider Arbeitern, voller Intensität und Eindringlichkeit.

Und so wuchs die Idee und der Wunsch einer eigenen Galerie. Ausstellen, was ihm gefällt, sollte das einzige Kriterium sein: Schöneweider Kunstschaffende, eigene Werke und alles, was ihn sonst noch bewegt. Lang war der Weg von der Idee zum eigenen Galerieraum in der Wilhelminenhofstraße 48 , denn alles läuft nebenbei, Michael ist weiter Arzt in Mecklenburg-Vorpommern und Fotograf und Galerist nur in seiner Freizeit. Aber am 19.01.2018 ist nun endlich die Eröffnung. In der ersten Ausstellung werden unter dem Titel „ArbeitsAlltage“ Georg Krauses Arbeiterportraits von 1982-85 zu sehen sein. Danach folgen in diesem Jahr noch fünf weitere Ausstellung aus den Bereichen Fotografie, Malerei, Grafik, die alle Schöneweide als Ort und Stimmung reflektieren sollen.

Es ist immer ein gutes Gefühl, einen Arzt als Nachbarn zu haben. Fast noch besser ist aber ein Galerist und Künstler in der Nachbarschaft. Wie gut, dass Michael mit der Galerie Schöneweide dann nicht mehr nur mein – sondern Nachbar für den ganzen Kiez ist.

 

Galerie Schöneweide

Wilhelminenhofstraße 48

12459 Berlin

Website: http://www.galerie-schöne-weide.de/

Vernissage am 19.01.2018 um 19h. Die erste Ausstellung läuft bis zum 03.03.2018. Geöffnet sein wird die Galerie dann vorerst Do-So 12-18h.

– Text von Meri, Fotos Ⓒ Michael Fritsch und Georg Krause –

5 Comments
  • Helga

    19. Januar 2018 at 22:35 Antworten

    Die Fotos sind beeindruckend. Man fühlt sich in die Szenen hineinversetzt: Arbeiter vor glühendem Metall, Rauchwolken, Arbeiter pausierend und auch der Schöneweider S-Bahnhof (nicht viel anders als er heute noch aussieht!) mit Schwärmen von Menschen, die vom Zug zur Arbeit laufen. Toll mit dem Künstler Georg Krause reden zu können! Und wunderbar, diese neue Galwrie (es riecht alles noch ganz frisch).
    Danke Meri* Hel

  • Meri Megaschoeneweide

    20. Januar 2018 at 10:35 Antworten

    Danke, die Vernissage gestern war sehr schön. Toll, dass es so einen guten neuen Ort hier gibt. Und die Original Fotos auf Papier haben noch einmal eine ganz andere Qualität als digital im Netz. Wir freuen uns auf mehr!

  • Birgit Koch

    26. Januar 2018 at 10:22 Antworten

    Noch ein toller Ort, der in Schöneweide entstanden ist. Ganz viel Erfolg für Michael! Seine Eröffnungsrede war einfach hinreissend. Und Georg Krause’s Bilder begleiten uns schon lange. Sie erzählen so viel. Man kann regelrecht die Arbeit und Maloche körperlich spüren.

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