3. Oktober 2016
In
Einblick, Niederschöneweide, Oberschöneweide
Schöneweide ist weiblich!?
Uns ist da etwas aufgefallen.
Wir bloggen seit 7 Monaten, haben insgesamt bisher über 32 Läden, Cafés und Kulturorte geschrieben und 3 Fotostrecken veröffentlicht. Und jetzt kommt es: Dreiviertel unserer Ziele in Schöneweide werden von Frauen betrieben. Zwei weitere Cafés werden von Paaren geführt, allerdings bei beiden unter ihrem Namen. Nur weniger als ein viertel hat tatsächlich einen männlichen Chef. Das hat uns rückblickend selbst überrascht.
Ist das Zufall oder Struktur?
Ist Schöneweide weiblich? Woher kommt das? Haben Männer weniger Mut, Kreativität oder Risikobereitschaft, in einem noch wenig erschlossenen Kiez die Pionierarbeit zu leisten? Oder neigen Frauen einfach mehr zur Selbstausbeutung, und nehmen es für ihre Leidenschaft – den eigenen Laden, das eigene Label oder Café – in Kauf, mit viel Arbeit wenig Geld zu verdienen?
Na klar, könnte man sagen, wen wundert dieses Ergebnis: Schließlich sind wir selbst Frauen und unsere subjektive Auswahl führt uns vorrangig zu Frauen-Orten. Richtig ist, dass unsere Auswahl selbstverständlich subjektiv ist. Unser einziges Kriterium für den Blog ist, darüber zu schreiben, was wir an Schöneweide lieben. Wir haben inzwischen fast alle Orte besucht, die es unserer Meinung nach in Schöneweide schön machen. Klar werden Hebammenläden von Frauen geführt. Aber dass beispielsweise zwei von den einzigen drei interessanten Läden in Niederschöneweide Hebammenläden sind, ist wiederum nicht unser Blickwinkel, sondern die Realität. (Übrigens gehört auch der dritte Laden einer Frau).
Neben Kleinstfirmen und Start Ups haben wir außerdem auch Schöneweider Institutionen, wie die öffentliche Bibliothek, das NS-Zwangsarbeiter-Dokumentationszentrum oder der Industriesalon im Fokus. Wer erklärt uns, warum diese auch weibliche Chefs haben?
Ob unsere Beobachtung so stimmt, ist objektiv schlicht nicht überprüfbar. Das Regionalmanagement hat bisher keine vollständige Liste Schöneweider Start Ups, arbeitet aber daran. Berlinweit machen Frauen übrigens nur 9% der GründerInnen aus*. Schöneweide wäre somit gegebenenfalls die wunderschöne Ausnahme.
Es bleibt wohl das Rätsel von Schöneweide. Wir freuen uns jedenfalls über die vielen großartigen Menschen, die sich für Schöneweide engagieren und die besonderen Begegnungen, die wir durch unseren Blog machen durften. Ob Frauen oder Männer, das ist uns dabei auch in Zukunft egal. Aber wenn unser Stadtteil Frauen, die sonst laut Statistik weniger gründungsfreudig sind als Männer, Mut macht und eine gute Umgebung zur Verwirklichung ihrer Ideen bietet, dann finden wir das wunderbar.
Über dieses und andere Themen wird übrigens beim nächsten „Salongespräch“ im Industriesalon diskutiert: 12.10.16, 17:00 Uhr. Megaschöneweide ist auch mit dabei.
*Laut Daten des Global Startup Ecosystem Ranking aus dem Jahr 2015. Im Vergleich dazu sind beispielsweise in London doppelt so viele FirmengründerInnen weiblich, in Paris 21%.
– geschrieben von Meri, Foto aus dem WF Archiv des Industriesalons Schöneweide –
Robert Redlich (Name v.d. Redaktion geändert)
4. Oktober 2016 at 11:24Ihr habt vor allem aus der Dienstleistungsbranche berichtet. Die ist überall weiblich dominiert.
Meri und Leo
17. Oktober 2016 at 7:51Hallo und Danke für das Kommentar. Wir schreiben oft über Läden und Cafés, ja, allerdings nicht über Verkäuferinnen und Kellnerinnen. Sondern über Designerinnen, Tischlerinnen oder Künstlerinnen etc. – also mitnichten weiblich dominierte Branchen – , die eben auch noch einen Laden betreiben. Ganz so einfach ist es also nicht zu erklären.
Hilde Baumgartner
26. Oktober 2016 at 20:58Eine schöne Idee, die man mit Crowdfunding eventuell auch verwirklichen kann. Kenn mich da noch nicht so gut aus, aber das soll ja schon bei uns in Österreich boomen 🙂 Lg