Bunt statt Braun
#wirsindmehr - wir haben daher mit dem bezirklichen Zentrum für Demokratie (ZfD) in Niederschöneweide ein Interview geführt. Das ZfD exisiert bereits seit Mitte 2004. Es bietet politische Bildungsarbeit an und unterstützt zivilgesellschaftliche Akteur_innen in ihrem Engagement für Demokratie und gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus im Bezirk Treptow-Köpenick. Genau die richtige Stelle also, um Antwort auf unsere Fassungslosigkeit und die Frage zu erhalten, was man konkret gegen rechts tun kann. So gibt es zum Beispiel seit September die Aktion: Bunt statt Braun. Mehr dazu im INterview, in dem wir natürlich fragen, ob die braunen Zeiten in Schöneweide wirklich vorüber sind. Die Antworten nach dem Klick.
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Bunt statt Braun

Dieser Artikel ist unser Statement nach den Ereignissen in Chemnitz.

 

#wirsindmehr – Und deshalb haben wir mit dem bezirklichen  Zentrum für Demokratie (ZfD) in Niederschöneweide ein Interview geführt. Das ZfD, das gegenüber der S-Bahn Schöneweide sitzt, exisiert bereits seit 2004. Es bietet politische Bildungsarbeit an und unterstützt zivilgesellschaftliche Akteur_innen in ihrem Engagement für Demokratie und gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus im Bezirk Treptow-Köpenick.

Genau die richtige Stelle also, um Antwort auf unsere Fassungslosigkeit und die Frage zu erhalten, was man konkret gegen rechts tun kann. So gibt es zum Beispiel seit September die Aktion: Bunt statt Braun. Mehr dazu im Interview, in dem wir natürlich fragen, ob die braunen Zeiten in Schöneweide wirklich vorüber sind.  Die Antworten nach dem Klick.

 

Seit den Ereignissen in Chemnitz sind wir entsetzt, aber fühlen uns auch hilflos. Was können wir selbst gegen rechts tun? Wie können wir unsere Hilflosigkeit anpacken?

Wir finden es immer wichtig zu betonen, überhaupt etwas zu tun. Sich vom Gefühl der Hilflosigkeit überrennen zu lassen, wird keine Veränderung herbeiführen. Daher raten wir immer den Menschen, sich zusammenzutun und sich gemeinsam gegen rechts zu engagieren. Das fühlt sich gut an und hat zudem eine höhere Strahlkraft nach außen. Wie der Sänger von Kraftclub, Felix Brummer, auf der Pressekonferenz am Montag so schön sagte, ist es

„manchmal […] wichtig, zu zeigen, dass man nicht allein ist.“

Schließt euch zusammen und beginnt in eurer persönlichen Umgebung, schaut was es in eurem Kiez, eurem Bezirk oder eurer Stadt zu tun gibt. Und es ist wichtig den Kopf oben zu behalten. Wir als Fach- und Netzwerkstelle unterstützen euch sehr gerne, wenn ihr Ideen habt oder neue Leute finden wollt, mit denen ihr euch gemeinsam engagieren wollt.

 

Was können wir in unserem Kiez tun?

Es ist immer gut mit offenen Augen durch die eigene Nachbarschaft zu gehen. Häufig sind es scheinbar beiläufige Erscheinungen, bei denen sich ein Hinschauen und Aktivwerden lohnt, so beispielsweise der Umgang der Leute untereinander in der Bahn, auf der Straße oder im Supermarkt. Häufig reicht eine klare Positionierung bzw. Ansage schon aus, dass sich Neonazis oder Rassist_innen abwenden, da sie mit einem Konter nicht rechnen. Auch die Meldung rechtsextremer Sticker oder Schmierereien bei unserem „Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle“ hilft, um menschenverachtende Positionen übers Jahr zu dokumentieren.

Am Dienstag den 04.09.2018 haben verschiedene Akteure in Treptow-Köpenick unter der Regie des Jugendbündnisses „Bunt statt Braun“ die Aktion Noteingang“ gestartet. Die Grundidee ist, dass so viele Läden, Einrichtungen oder öffentliche Räume in Treptow-Köpenick Schilder mit der Aufschrift „Noteingang“ von außen deutlich sichtbar befestigen. Menschen, die Schutz vor rechtsextremen, rassistischen oder diskriminierenden Angriffen suchen, können in diesen Orten Schutz suchen. Die Aktion kann von allen unterstützt werden. Fragt in den Läden, Tankstellen, öffentlichen Einrichtungen in eurer Gegend ob sie mitmachen wollen, damit können wir einen großen Schritt machen um Angsträume zu überwinden. Es gibt viel zu tun – Packen wir es an!

Die Bilder aus Chemnitz machen Angst. Begibt man sich in Gefahr, wenn man sich engagiert?

Uns berühren die Geschehnisse in Chemnitz tatsächlich auch sehr. Leider ist unsere Erfahrung auch so, dass zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechts starke Reaktionen und teilweise Gewalt hervorruft. Das kennen wir als ZfD selbst sehr gut. In den letzten Wochen verzeichnen wir vermehrt neonazistische Aktivitäten, die sich gezielt gegen uns und unsere Arbeit wenden: in Form von massiver Sachbeschädigung, Eingriff in Persönlichkeitsrechte oder geplante Diffamierungskampagnen unserer Arbeit. Aber wir sehen es eher konstruktiv: Je mehr Gegenwind von rechts kommt, desto sicherer können wir sein, dass unsere Aktionen in die richtige Richtung gehen. Daher sind wir der Auffassung, dass es nichts bringt klein beizugeben! Es gibt Stellen wie die Opferberatung „Reach Out“, die euch unterstützen, falls es doch mal zu Übergriffen kommt. Auch wir im Zentrum für Demokratie unterstützen euch gerne.

 

In Schöneweide heißt es, seien die braunen Zeiten vorüber. Schaut man sich die Wahlergebnisse des Bezirks an, kommt man jedoch ins Grübeln. Was sind eurer Erfahrung nach die Probleme im Kiez?

Die großen Strukturen der Neonazi-Szene sind durch das Engagement der Zivilgesellschaft aus Schöneweide verdrängt worden. Zum Glück gibt es den Henker und das Hexogen nicht mehr. Dennoch leben weiter viele Neonazis im Bezirk und der fast vergangene Sommer hat gezeigt, dass diese auch weiter eine Gefahr darstellen. Es gab bis zum 1. September bereits 20 Angriffe, Beleidigungen, Pöbeleien und Bedrohungen in Schöneweide. Die meisten sind rassistisch motiviert, aber sie richten sich auch immer wieder gegen den politischen Gegner.

Wir müssen weiter die Augen offen halten und Zivilcourage zeigen. Schaut euch gerne mal die aktuellen Vorfälle auf der Homepage des Berliner Registers an. Schöneweide ist berlinweit immer noch einer der Ortsteil mit der höchsten Zahl. Die Wahlergebnisse der AfD und eine sehr erfolgreiche rechtspopulistische Mobilisierung kommen da noch dazu. Allgemein kann man sagen, dass Niederschöneweide, gerade die Gegend rund um den Bahnhof immer noch im Zentrum dieser Probleme steht. In den letzten Wochen gab es verschiedene Bedrohungen, die sich gegen das Zentrum für Demokratie und seine Mitarbeiter_innen richteten, aber auch engagierte Anwohner_innen aus Niederschöneweide stehen im Fokus der extremen Rechten. Zusammenstehen und Solidarität bleiben das Gebot der Stunde.

 

Das Zentrum für Demokratie – wer seid ihr eigentlich und was macht ihr?

Das Zentrum für Demokratie hat verschiedene Aufgaben und vereinigt verschiedene Projekte unter seinem Dach. Schwerpunkte unserer Arbeit sind die Förderung von zivilgesellschaftlichen Engagement, die Präventionsarbeit zu den Themen Rechtsextremismus, Rassismus und gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und die Stärkung der demokratischen Bürger_innen-Gesellschaft. Wir sind die bezirksweite Fach- und Netzwerkstelle zu diesen Themen. Seit diesem Jahr haben wir ein neues Projekt, welches sich explizit mit antirassistischer Arbeit an Schulen auseinandersetzt. Wenn ihr mehr wissen wollt, könnt ihr euch auf unserer Homepage informieren, oder uns bei Facebook abonnieren. Oder ihr kommt einfach vorbei, in der Michael-Brückner-Straße 1, direkt gegenüber des S-Bahnhofs Schöneweide.

 

Wie kann man helfen/bei euch mitmachen?

Wie schon kurz erwähnt, freuen wir uns immer über Engagierte, die Lust haben sich hier in Treptow-Köpenick einzubringen. Das können Ideen für konkrete Projekte sein, das können Veranstaltungsvorschläge sein oder aber auch Wünsche für Workshops zu einem besonderen Thema. Dabei gibt es etwa die Möglichkeit über die Partnerschaft für Demokratie Gelder zu beantragen. Wir unterstützen Projekte hier im Bezirk finanziell und ideell. Gerne könnt ihr vorbeikommen und euch beraten lassen. Wenn sich Menschen darüber hinaus ehrenamtlich engagieren möchten, vermitteln wir gerne zum Beispiel zum Freiwilligenzentrum STERNENFISCHER oder stellen gezielt Kontakte zu Gruppen, Vereinen oder Initiativen her. Es kann nie genug Engagierte gegen Neonazis und Rassismus geben!

 

Zentrum für Demokratie

Michael-Brückner-Str. 1 / Spreestraße
(gegenüber S-Bhf Schöneweide)

Tel.: 030 | 65 48 72 93
E-Mail: zentrum [a] offensiv91.de

www.zentrum-für-demokratie.de/

Interessant zu diesem Thema fanden wir auch die Ideen von Bento.

 

Interview: Meri || Fotos: Zentrum für Demokratie || Beitragsbild: Leo

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