Ein Kleid und seine Meisterin – das Portrait einer Dame
Ein Kleid ist ein Versprechen, das sich selbst erfüllt. Diese Aussage erklärt in etwa das, was genau die Sache zwischen mir und den Kleidern ist. Kleider machen mich glücklich. Einmal angezogen, sind sie mal eine Kampfansage, mal die weite Welt und mal fühlt es sich an wie zu Hause. Im Übrigen sind sie einfach praktisch, denn manchmal ist man mit einem Kleid einfach verdammt schnell ziemlich gut angezogen.
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Ein Kleid und seine Meisterin – das Portrait einer Dame

Eine Kleiderverschönerung mit Yvonne Rothschild

 

#Das Kleid

Ein Kleid ist ein Versprechen, das sich selbst erfüllt. Diese Aussage erklärt in etwa das, was genau die Sache zwischen mir und den Kleidern ist.
Kleider machen mich glücklich. Einmal angezogen, sind sie mal eine Kampfansage, mal die weite Welt und mal fühlt es sich an wie zu Hause. Im Übrigen sind sie einfach praktisch, denn manchmal ist man mit einem Kleid einfach verdammt schnell ziemlich gut angezogen.


Ich finde meine Kleider überall. Oft sind es gebrauchte Kleider. Denn diese haben meist nicht nur einen unvergänglichen Charme, den man in der aktuellen Mode nicht leicht oder nur zu schwer erschwinglichen Preisen finden kann, sondern sie haben meist auch eine sehr gute Qualität, im Stoff wie auch im Schnitt.

Das Kleid um das es in diesem Beitrag geht, habe ich in der Schweiz in einer „Brockenstube“ (also Secondhand) gekauft. Es hat ein etwas altmodisches Muster, kein Label und seltene Knöpfe, wie mir die Meisterin für Mode noch erklären wird. Ich habe es in der Schwangerschaft gekauft, denn es hatte viel Platz für den Bauch. Den brauche ich jetzt nicht mehr.
Was macht man mit guten Stücken, die nicht (mehr) passen? Und was ist mit dem Kleid von Oma aus den 50ern, das einen so unglaublich tollen Stoff hat, aber etwas altbacken wirkt?
Man lässt es ändern (upcyceln). Das mag auch mal etwas mehr kosten als ein neues Kleid der bekannten Modeketten, aber es bringt auch mehr Freude und Haltbarkeit mit sich. So freut sich vielleicht eines der Enkelkinder eines Tages wieder. Versprochen.

 

#Die Meisterin für Mode. 

Die Meisterin für Mode heißt Yvonne Rothschild. Wir telefonieren zum ersten Mal miteinander im Februar um einen Termin für das Projekt zu vereinbaren und sie haut mich gleich vom ersten Moment an um – mit ihrer Energie, Wärme und Lebhaftigkeit. Wir reden als hätten wir nie etwas anderes getan. Nebenbei erfahre ich, dass sie 70 Jahre alt ist. Ihre Stimme aber ist die einer jungen Frau. Der Rest von ihr auch.

Wenn sie redet, lauert immer irgendwo ein Wortwitz. Das fällt einem manchmal erst ein paar Wimpernschläge später auf. Denn ihre Sätze kommen schnell. So schnell wie die Nadel, mit der sie näht. Und an der sie hängt, wie sie sagt – wieder mit einem Schmunzeln auf den Lippen. An ihrem SmartPhone übrigens auch. Eine Erfindung, die sie genial findet. So sind ihre Lieben nie weit weg, erklärt sie mir.

Ihr Atelier befindet sich in den XTRO-Ateliers, also über dem Burgerladen im zweiten Stock. Sie ist eine Handwerkerin, keine Künstlerin. Darauf besteht sie. 1968 hat sie in an der Meisterschule für Mode in München die Meisterprüfung als Damenschneiderin absolviert. Da fährt sie ab und zu noch hin und gibt dort immer noch Kurse oder nimmt Auftragsarbeiten an. Sie lächelt breit, wenn sie erzählt, dass sie in Nürnberg arbeitet um in Berlin leben zu können.

Sie lebt noch nicht lange hier. Es bot sich eine Gelegenheit und dann war sie hier. Die Gegensätze von Berlin, das mag sie. Sie lebt in Lankwitz (die Ruhe), hat ihr Atelier in Oberschöneweide (die Aufbruchstimmung) und arbeitet aus Freude auch noch in Kreuzberg (die Cafés) für den Fundus für Verleih von Kleidern. Ihr Grundeinkommen, so bezeichnet sie ihre Rente, ermöglicht ihr zu tun auf was sie Lust hat.

Kleidungsstücke umarbeiten, das macht sie gerne. Das Wort Upcycling verwendet sie hingegen nicht so gerne. Das Kleid, das ich mitbringe und seine Knöpfe machen sie neugierig. Schnell weiß sie wie man das Stück nicht nur enger sondern auch moderner macht: der Ausschnitt muss tiefer werden. Von der Breite, am Brustumfang muss was weg, die Ärmel müssen enger gemacht werden (dafür wird sie zunächst den ganzen Ärmel abtrennen). Wenn das Kleid um die Taille enger werden soll, muss auch der Rest vom Kleid angepasst werden (das machen die günstigen Änderungsschneider nicht). 

So wird ganz am Schluss die Länge gekürzt, denn dann sieht man erst wie alles fällt und kann den Saum anständig umnähen. Sie erklärt mir, an der Länge sieht man ob ein Profi am Werk war: „die Längen sind nicht gerade, wenn kein Profi dran war“.

Das Kleid gibt Rätsel auf, da es kein Label hat. Wurde es vielleicht von einer Industrieschneiderin gefertigt (eine Damenschneiderin hätte anders gearbeitet, glaubt sie). Die Knöpfe machen sie stutzig. Die Machart ist ihr noch nicht untergekommen.
Dieses neugierig bleiben, das ist bestimmt das Geheimnis ihres Jungbrunnens. Sie hinterfragt Dinge und lernt immer noch etwas und gerne dazu, wie sie sagt. Dabei arbeitet sie in diesem Metier, seitdem sie 14 ist. Hat u.a. als Kostümschneiderin bei den Städt. Bühnen Nürnberg gearbeitet und später viele Kurse gegeben, auch an der VHS Nürnberg.

Wissen vermitteln, das ist ihr wichtig. Noch lieber als Änderungsarbeiten sind ihr daher die Kurse, die sie gibt. Da kann man alles erlernen, z.B. die Nähmaschine kennenlernen, das Nähen erlernen oder lernen, die eigene Kleidung zu kreieren. Neben Näh-Kursen, gerne begrenzt auf zwei Teilnehmer (damit Zeit für die individuellen Fragen und Wünsche bleibt), bietet sie auch Kinderworkshops und Einzelunterricht an.

Wenn Ihr ein bestimmtes Projekt vor Augen habt, euch aber das Know-How fehlt, berät euch die Meisterin für Mode und ihr setzt das Projekt gemeinsam um. Am Ende wisst ihr viel über das Nähen und sicherlich auch ein wenig mehr darüber wie man glücklich durchs Leben geht, denn ihre Energie ist ansteckend.

Als ob das alles nicht genug wäre, geht sie nebenher auch noch viele kleine persönliche Projekte an. Hüte macht sie gerne selber, kleine Stickereien auch. Gerne für Kinder, wie ihre Katzentaschen. 

Yvonne ist ein wandelndes Tausendsassa und ein wahres Glück für Oberschöneweide.


Yvonne Rothschild
Meisterin für Mode
Wilhelminenhofstraße 53
http://www.yvonne-rothschild.de/

m: 0176 544 135 35 
yvrot@web.de
facebook



# Das Ergebnis 

ist ein traumhaftes, maßgeschneidertes Kleid, das sich unglaublich gut anfühlt, denn wer hat schon eine der genormten Figuren, für die die Kleider von der Stange sind.

Verzaubert von dieser wunderbaren Frau wünschen wir uns etwas von ihrer Energie. Jetzt schon, nicht erst wenn wir 70 sind. 

 

 

Text und Fotos: Leo
No Comments
  • Zwergenmama L.H.

    5. Juni 2017 at 17:56 Antworten

    Schönes Ergebnis! Klingt nach einer tollen Schneiderin, die wahrlich gut nach OSW passt..

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